Lausitzer Rundschau 19.04.2002
Golßen. Die Freiwillige Feuerwehr in Golßen begeht in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag. Der Golßener Hobbyhistoriker Lars Rose hat deren Geschichte aufgeschrieben. Heute der letzte Teil, den die LAUSITZER RUNDSCHAU veröffentlicht.
1961 zählte die Feuerwehr einschließlich ihrer Kommandostellen in Landwehr und Prierow 83 Mitglieder. Zusammen verfügten sie über ein Löschfahrzeug und drei Tragkraftspritzen. Ein zweites Fahrzeug, ein alter Maybach, kam 1963 hinzu. Nach weiteren sechs Jahren erhielten die Golßener endlich ein modernes Löschfahrzeug (Robur 1.800 – LF8). Da es sich aber als zu hoch für die Einfahrt ins Gerätehaus erwies, musste wieder geschippt werden. Bei freiwilligen Arbeitseinsätzen wurde der Boden des Spritzenhauses und die Zufahrt abgesenkt.
Ungelöst blieb freilich der damit akuter werdende Platzmangel im Haus selbst. Beim Bau des Spritzenhauses 1927 waren die Planer nämlich von wesentlich kleineren Löschgeräten ausgegangen. Gegenwärtig ist es immer noch so, dass Fahrer die Löschfahrzeuge nur mit großem Geschick hinein oder hinaus manövrieren können. Abhilfe wird erst das neue Spritzenhaus schaffen.
In jener Zeit kamen auch einige am Brandschutz interessierte Frauen und Mädchen zur Golßener Wehr. Es konnte eine Frauengruppe gegründet werden. Im Rückblick hat die bis dahin reine Männerwelt von diesem Zuwachs profitiert.
Wirklich spektakuläre Einsätze waren in der Geschichte der Wehr zum Glück die Ausnahme. Zwei seien erwähnt: Vor 20 Jahren gab es bei Altdöbern einen großen Waldbrand. Mit ihrem modernsten Löschfahrzeug eilten auch die Golßener zu Hilfe. Wegen drehender Winde sahen sich die Kameraden plötzlich vom Feuer eingekreist und damit in akuter Lebensgefahr. Nur durch schnelle Flucht zu Fuß gelang ihnen die Rettung. Ihr Fahrzeug wurde von den Flammen vernichtet. Bis heute unvergessen ist das Oder-Hochwasser von 1997. Auch dort leisteten Golßener Feuerwehrmänner tatkräftige Hilfe.
Jüngstes Projekt und inzwischen beschlossene Sache ist der Bau eines neuen Gerätehauses. Das nunmehr 75 Jahre alte Spritzenhaus am Stadtwall entspricht längst nicht mehr den heutigen Anforderungen. Nach kontroversen Diskussionen hatten sich Stadt und Feuerwehr im vergangenen Jahr auf den Standort im Gewerbegebiet geeinigt. Bliebt zu hoffen, dass das neue Haus die Erwartungen erfüllen kann und zum Motivationsschub für die 50 Golßener Feuerwehrleute wird.
Vergleicht man mit den Anfängen vor 100 Jahren, so haben sich die Aufgaben nämlich vervielfacht. Neben Brandbekämpfung und Katastrophenschutz ist mit der Unfallhilfe in den vergangenen Jahren ein weiterer Schwerpunkt dazugekommen. Wer im Notfall schon einmal auf die Hilfe der Freiwilligen Feuerwehr angewiesen war, weiß deren ehrenamtliche Tätigkeit besonders zu schätzen. Dem Amtsbrandmeister Günter Wenzlaff, dem Wehrleiter Dietmar Crüger und allen anderen, ob aktiv oder Ehrenmitglied der Freiwilligen Feuerwehr: Herzlichen Glückwunsch zum 100.
Quelle: Lausitzer Rundschau 19.04.2002